Einen Cowboy küsst man nicht (German Edition) by Karin Koenicke

Einen Cowboy küsst man nicht (German Edition) by Karin Koenicke

Autor:Karin Koenicke [Koenicke, Karin]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Liebesroman
veröffentlicht: 2016-04-03T00:00:00+00:00


8. Rockfall Mountain

Ich fuhr hoch, weil ein schreckliches Klappern mich weckte. Im ersten Moment hatte ich nicht die leiseste Idee, was das war. Es klang wie jemand, der auf einen Blechteller hämmerte. Schlagartig wurde mir klar, dass dies der liebevolle Weckruf unseres Drill-Instructors war. Gähnend streckte ich meine Knochen. Mir saß der lange Ritt von gestern im Skelett und der harte Prärieboden hatte auch nicht unbedingt den Charme einer Tausend-Euro-Wellness-Matratze mit Garantie für erfrischtes Aufstehen. Außerdem war es wollsockenkalt gewesen in der Nacht.

Gefolgt von Florence stellte ich mich bei einem Objekt an, das die Cowboys als „Dusche“ bezeichneten. Mit viel Phantasie konnte man bei dem Rinnsal, das hinter locker herumgespannten Zeltplanen versteckt war, davon sprechen. Ich sehnte mich nach meinem Kölner Badezimmer, insbesondere nach dem Geruch von Enriques Granatapfelduschgel, denn die hier angebotene Seife hatte das Aroma von nassem Schaffell. Noch mehr wünschte ich mir eine Mischbatterie, die man auf kochend, angenehm heiß oder zumindest auf lauwarm stellen konnte. Das Wasser, das mir hier über die zerrupften Haare lief, war kalt wie Eis. Aber zumindest war ich wach.

Für die harten Kerle gab es hinter dem Planwagen noch einen Trog mit Wasser, das ein armer Wicht vom nahe gelegenen Creek hierhergeschleppt hatte, sowohl für die Dusche als auch für die Waschzuber. Ein paar Cowboys kamen mir nach ihrer Katzenwäsche dort entgegen. Hinter ihnen ging Rock.

Ich blieb stehen, weil ich nicht anders konnte als ihn anzusehen.

Er trug weder Chaps noch Hut, nur eine abgewetzte Jeans und ein Handtuch über dem nackten Unterarm. Auf seinem blanken Oberkörper glitzerten ein paar Wassertropfen stolz in der Morgensonne. Man sah, dass dieser Mann hart arbeitete. Im Gegensatz zu Jürgen, dessen Muskeln rund und kuschelig waren, wirkte Rock sehnig, kantig, ernst. Es war der männlichste Körper, den ich je zu Gesicht bekommen hatte. Sein Sixpack war nur im Ansatz zu erkennen, aber er war nicht in einem Studio zurechtgepumpt worden, sondern durch einen Knochenjob entstanden. Über Rocks Oberarm verlief eine lange Narbe, eine weitere, wenngleich kürzere, erkannte ich knapp unterhalb seines Schlüsselbeins. Seine Muskeln waren klar definiert und riefen geradezu nach Herausforderungen im täglichen Einsatz.

Obwohl er sich offenbar frisch rasiert hatte, blieb ein dunkler Schatten auf seinem selbstbewussten Kinn zurück. Da er keinen Hut trug, erblickte ich zum ersten Mal sein rabenschwarzes Haar. Natürlich war es kurz geschnitten, aber dicht und glänzend. Die dunklen Brauen betonten das Hellgrau seiner Augen.

Wie alt mochte er wohl sein? Ich schätzte ihn auf Ende Dreißig, denn ein paar kleine Falten hatten sich in sein markantes Gesicht gegraben. Mein Blick wanderte noch einmal über seine breite Brust und seinen flachen Bauch, blieb dann hängen an dunklen Härchen, die den Weg in tiefere Regionen wiesen. Mir wurde ein klein wenig schwindlig, als ich sie sah und vor allem, weil ich merkte, dass ich diesem Happy Trail gerne mit meinen Fingerspitzen folgen würde. Dieser Mann war einfach ein Ausbund an Maskulinität, da setzte das weibliche Hirn schlichtweg aus.

„Dein Pferd wartet“, kratzte seine Stimme über mein Trommelfell, als er an mir vorbeischritt. „Und binde dir die Haare zusammen, so kann man nicht reiten!“

Mir schoss das Blut in den Kopf.



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